Greifswalder Forscher sagen extrem resistenten Bakterien den Kampf anWas ist der Unterschied zwisches resistenten und extrem resistenten Bakterien?
Zum Jahresbeginn startete das Projekt „Hic@are“ (Wie wird das ausgesprochen?). In den kommenden vier Jahren fließen 16 Millionen Euro nach Greifswald und zu den 40 Partnern in MV. Ein Großteil der 50 neuen Arbeitsplätze entsteht hier vor Ort.Ich schreibe nicht über die fließenden Euros, aber die Formulierung hier vor Ort ist üble Politikersprache, unlogisch und schlechtes Deutsch. Wer so etwas nachplappert, macht sich mit Bonzen gemein.
In Greifswald werden seit Januar neue Strategien im Kampf gegen multiresistente Bakterien entwickelt.Dann gibt es auch alte Strategien, solche, die sich nicht bewährt haben? Welche sind das? Seit wann wird strategisch und erfolglos gegen die Multiresistenten vorgegangen? Fragen Sie die Modernisiererin, die den Vorspann zum Großteil noch einmal wiederkäute:
In den kommenden vier Jahren stehen 16 Millionen Euro für das Forschungsprojekt „Hic@re“ zur Verfügung. Ein Großteil des Geldes fließt nach Greifswald. Hier vor Ort werden auch die meisten der mehr als 50 hoch qualifizierten Arbeitsplätze entstehen.Das durfte natürlich nicht fehlen:
Geschäftsführer Wolfgang Blank spricht von einem Projekt mit „Leuchtturmcharakter“.Statt der Antworten auf o.g. Fragen, die sich die Redakteuren hätte stellen müssen, gibt sie Leuchtturm-Geschwafel wieder.
Jedes Jahr infizieren sich in Deutschland damit mehrere 10 000 Menschen, meist in Kliniken. Tausende sterben daran.Eine andere Quelle teilt mit:
Jedes Jahr (gemeint ist: in jedem Jahr) stecken sich rund 600.000 Patienten in deutschen Krankenhäusern mit gefährlichen Keimen an.
Hier, am Ende des Artikels, der Kern des vierjährigen Forschungsprojektes:Ziel von „Hic@are“ ist es, Standards und Richtlinien zu entwickeln, durch die vermieden werden kann, dass Infektionen mit multiresistenten Erregern entstehen. Diese sollen nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch bei niedergelassenen Ärzte oder Pflegeeinrichtungen Anwendung finden. „Wenn es aber doch zu Infektionen kommt, soll möglichst das Antibiotika verwendet werden, das am meisten Erfolg verspricht“, erklärt Nils-Olaf Hübner, wissenschaftlicher Projektkoordinator.Ich hoffe nur, Hübner weiß, dass Antibiotika die Mehrzahl von Antibiotikum ist und die Redakteurin Einzahl nicht von Mehrzahl unterscheiden konnte, sonst wäre Hübner für seinen Posten ungeeignet.
Außerdem bleibt die Frage, ob sich Ärzte an die Richtlinine halten müssen, die in vier Jahren erarbeitet worden sein soll und wie lange es danach dauert, diese Standards und Richtlinien einzuführen bzw. gar rechtsverbindlich zu machen.
Ganz abgesehen davon bleibt das Risiko, dass sich die resistenten Bakterien nach vier Jahren und Einführungszeit nicht von den Richtlinien beeindrucken lassen.
Und was passiert in der Zeit zwischen Beginn und Ende des Leuchtturmprojektes, falls einer der Forschenden oder sonstwer ins Krankenhaus muss und sich dort mit resistenten Keimen ansteckt? Müssen er und die anderen sterben, weil es keine Richtlinen gibt? Fragen Sie die Redakteurin.
„Deswegen werden wir die Resistenzlage in der Bevölkerung sehr genau analysieren.“ In einem weiteren Schritt werden Produkte entwickelt, die die Therapie vereinfachen und verbessern.Was für Produkte sollen das sein? Die Antwort bleibt im Informationsnebel unsichtbar.
Zusätzlich informierte die Redakteurin:
... Die Experten kritisieren, dass vor allem niedergelassene Ärzte in unnötigen Fällen auf diese Medikamente zurück greifen. 80 Prozent aller Antibiotika werden im ambulanten Sektor verschrieben. Deswegen lernen Keime immer besser, sich anzupassen und zu überleben.Dann sind also niedergelassene Ärzte keine Experten?
Außerdem verzichtete die Redakteurin darauf, einen besonders bedeutenden Auslöser von Multiresistenzen zu nennen:
Der vermehrte Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika steht mit der Zunahme von multiresistenten Erregern in direkter Wechselbeziehung.
Es ist also nicht allein verschreibungswilligen Ärzten, sondern ist auch den Produkten der Pharmaindustrie zuzuschreiben, dass vermehrt Menschen an Multiresistenzen sterben.
Auch haben die Leser ein Recht darauf zu erfahren, warum das Leuchtturmprojekt andere gefährliche Keime laut OZ nicht berücksichtigt:
Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft infizieren sich in Deutschland jedes Jahr mindestens eine halbe Million Klinikpatienten an multi-resistenten Bakterien, Pilzen, Viren oder Protozoen, auch Krankenhauskeime genannt.
Vielleicht hätte den Leuchtturmprojektanten auch dies mitgegeben werden sollen, sozusagen als Forschungsgrundlage:Woran liegt es, dass die Zahl der Krankenhausinfektionen zunimmt?
Durch den wachsenden Antibiotikaeinsatz sind viele Erreger gegen die herkömmlichen Mittel resistent geworden. Spar- und Zeitdruck, unzureichende Händedesinfektion und mangelnde Ausbildung, selbst bei Ärzten und Pflegepersonal, tragen dazu bei, dass sich die Keime weiter verbreiten. So hat ein Arzt laut Prof. Walter Popp vom Uniklinikum Essen während seiner sechsjährigen Ausbildung nur zehn bis 20 Lehrstunden in Hygiene.
Durch den wachsenden Antibiotikaeinsatz sind viele Erreger gegen die herkömmlichen Mittel resistent geworden. Spar- und Zeitdruck, unzureichende Händedesinfektion und mangelnde Ausbildung, selbst bei Ärzten und Pflegepersonal, tragen dazu bei, dass sich die Keime weiter verbreiten. So hat ein Arzt laut Prof. Walter Popp vom Uniklinikum Essen während seiner sechsjährigen Ausbildung nur zehn bis 20 Lehrstunden in Hygiene.
Und wäre nicht auch die Frage nach möglicher Doppelforschung angebracht gewesen?:
Was für Vorschriften gibt es bereits?Die Krankenhaushygiene wird durch das Infektionen Schutzgesetz (IfSG) vom 1.1.2001, dem Nachfolger des Bundesseuchengesetzes geregelt. Demnach liegt die Kompetenz für alle Hygienemaßnahmen bei den Ländern. Allerdings haben lediglich fünf Bundesländer eigene Krankenhaushygieneverordnungen, nämlich Berlin, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Saarland und Sachsen. Oft sind für die eigentlichen Kontrollen die kommunalen Gesundheitsämter zuständig – auch dort, wo die Krankenhäuser selbst in der Hand der Kommunen sind.
Warum gibt es keine Verordnung in M-V? Fragen Sie die Redakteurin.
Das Robert Koch Instituts des Bundes ist unter anderem für die Konzeptionen zur Vorbeugung übertragbarer Krankheiten sowie Erkennen und Verhinderung der Weiterverbreitung von Infektionen zuständig, kann aber nur auf Ersuchen einer obersten Landesgesundheitsbehörde beratend tätig werden.
Es ist also keineswegs so, dass Ursachen und Wirkungen unbekannt sind. Sie müssen nicht von Grund auf erforscht werden. Was also genau wird mit den 16 Millionen Euro beforscht?
Die OZ-Leser können schon jetzt gespannt sein, wie die genannten Ärzte ihr Verschreibungsverhalten und die Pharmakonzerne ihre Produktpalette ändern werden und dass das Land M-V eine Krankenhaushygieneverordnung in Kraft setzt, dank des 16 Millionen-Euro-Projektes mit Leuchtturmcharakter.Da seit Jahren selbst Laien bekannt ist, was in Krankenhäusern los ist, dürften OZ-Leser sogar doppelt gespannt sein (wenn das möglich wäre), welchen lebensrettenden Nutzen die Ergebnisse der vierjährigen Forscherei erbringen, abgesehen vom Leuchtturm und den befristeten Arbeitsstellen - natürlich nur, wenn die Befristeten zuvor nicht ins Krankenhaus müssen und sich dort mit Multiresistenten anstecken und wenn doch, dann die Infektion auch überleben.
Doch, einen Nutzen kann das Projekt liefern: Die auf multiresistente Keime Untersuchten wissen, ob sie frohgemut ins Krankenhaus gehen oder ob es für sie gefährlich werden könnte, was aber nicht viel bringt, wenn eine OP unabwendbar ist.
Bis der Greifswalder Leuchtturm leuchtet, hilft Daumendrücken - vielleicht.
wow, ich hatte zwar instinktiv auch Schwierigkeiten mit dem gedrechselten Text (so sehen meine Texte auch aus, wenn ich den Inhalt selbst nicht wirklich verstanden habe), aber das von dir so nebenbei Dargelegte hätte ich nicht herausholen können. Klasse Arbeit.
AntwortenLöschenIch habe generell eine Aversion gegen "Standards und Richtlinien", deren Erarbeitung mit Millionen finanziert wird. In meinen Augen ist dass Papier um des Papiers willen. Der eigentliche Zweck dürfte sein, Drittmittel für Universtitätsstellen eingeworben zu haben.