23. September 2010

Journalismus sechs

Erst gestern wurde in der Greifswalder Ausgabe auf den Missbrauch von Ein-Euro-Sklaven hingewiesen. Das war für die Usedomer Redaktion natürlich kein Hinweis, der zu berücksichtigen wäre, wenn sie dies gegen Bezahlung verbreitet:
Ein-Euro-Jobber betätigen sich in Lassan auch als Gärtner
Obst und Gemüse für bedürftige Einwohner
... In diesem Jahr lieferte die Scholle erstmals Ertrag. „Die Ernte wird für einen geringen Preis an Bedürftige abgegeben“ ...
Das Wort Tafel wie in Greifswald taucht nicht auf. Deshalb wäre die Frage angebracht gewesen, wie die Waren an die Bedürftigen gelangen. Dann wäre der Anfang gemacht von der Aufschreiberei zur journalistischen Leistung.
Insgesamt zwölf Frauen und Männer kümmerten sich unter anderem um die Pflege und das Mähen von Grünanlagen im Gemeindegebiet. ...
Wessen Grünanlagen pflegen die Sklaven? Daraus ließe sich sehr einfach ableiten, ob die Arbeiten zusätzlich sind. Sind die Grünanlagen Eigentum der Gemeinde, wäre die Pflege eine ständige Aufgabe. Sklaven dürften nicht eingesetzt werden. Wie weit entfernt der Redakteur von den Hartzgesetzen lebt (in einem Kreis, in dem im August 11324 ALG 2-Berechtigte und 3223 Sozialgeldempfänger, registriert waren, unter ihnen fast 2000 Ein-Euro-Sklaven), wie ahnungslos er etwas nachplappert, ohne auch nur den Ansatz journalistischer Arbeit zu erbringen, ist trotz Gewöhnung über Jahre bedrückend.

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