Verklausulierte Schönschrift

Von einer dpa-Korrespondentin übernahm die GreifswalderZeitung dies:

Studie: Elterngeld stärkt Kinderwunsch

Die Schlagzeile ist nicht von der Korrespondentin, sondern eine Erfindung der OZ.

Greifswalder Wissenschaftler bescheinigen dem Elterngeld eine positive Wirkung. Immer mehr Paare wollen Kinder. Dazu wurden 3358 Geburten in Vorpommern untersucht.

Das 2007 eingeführte Elterngeld hat einer Studie zufolge vor allem in einkommens- und bildungsstarken Familien für Zuwachs gesorgt. Das geht aus einer Studie von Forschern der Greifswalder Universität hervor. Demnach hat sich der Anteil von Frauen mit Hochschulabschluss, die ihr erstes Kind bekamen, nach Einführung der Hilfe um 30 Prozent erhöht ...

Im Nordkurier ist diese sehr wichtige Passage zu finden, von kaiderChef entdeckt, auf die die Greifswalder großzügig verzichteten:

Die größte Veränderung gab es in Familien mit dem höchsten Einkommen. Hier stieg die Zahl der Geburten um 70 Prozent. Zwar haben die Forscher die Eltern nicht gefragt, ob sie wegen des Elterngeldes ihr Kind bekommen haben. Hoffmann vermutet dennoch, dass es einen klaren Zusammenhang gibt.
Hervorhebung von mir

So, und nun lesen Sie noch einmal oben die Schlagzeile und den Vorspann darunter. Sie sind umstrukturtierter Unsinn.

Entscheidend sind diese Sätze:

Insgesamt stieg die Anzahl der Babys aber nicht. Dies führte Hoffmann auf den allgemeinen Trend sinkender Geburtenraten zurück. ...

Nirgendwo ist zu lesen, dass das Elterngeld umso höher ausfällt, je höher das Einkommen ist, bis max. 1800 Euro monatlich.
Na, klingelt es? Genau, hier wird Sortentrennung betrieben. Da zukünftig Eltern, die Alg 2 beziehen, gar kein Elterngeld mehr erhalten sollen, ist der Gedanke eines Bloggers gar nicht so abwegig, dass auf diesem Weg versucht werden könnte, Alg 2-Berechtigte aussterben zu lassen, denn da die Geburtenrate insgesamt nicht stieg, wurden in einigen Gesellschaftsschichten weniger Kinder geboren.

Verklausuliert ist in der OZ zu finden:

Zudem seien die Auswirkungen des Elterngeldes gering, weil der kleinen Gruppe der einkommensstarken Familien die größere Gruppe der einkommensschwächeren gegenüberstehe. Elterngeld sei deshalb aber nicht sozial ungerecht.

So sieht es ein Wortgewaltiger:

... Die tatsächliche Kriegserklärung, sie liegt darin, dass diese Gesellschaft sich nicht dafür schämt, einer Sorte Mütter 1.800 Euro zu überweisen, während sie die andere Sorte leer ausgehen läßt. Wisse, Muttertier aus dem Rinnstein, dein Kind ist uns nicht mal mehr Rumpf- oder Sockelsätze wert!: das riecht schon nicht mehr nach Klassenkampf von oben, es stinkt gewaltig nach Kriegserklärung. Wisse, Gossen-Mama, wir müssen bei dir und deinem Gezücht kürzertreten, damit wir den blendenden Müttern aus der Leistungsträgerschaft unter die Arme fassen können!: das ist schon keine Kriegserklärung mehr, das ist schon ein Frontalangriff. ...