24. Juli 2009

Pressemitteilung fast komplett kopiert, aber Quelle verschwiegen

Greifswalder Zeitung heute (24. Juli):
Von Schwerin an den sonnigen Strand
Polizeimeisterin Anne Hingst packte vorigen Monat ihre Koffer. Urlaub wäre für die 23-jährige Bereitschaftspolizistin aus Schwerin so schlecht nicht gewesen. Doch der muss noch warten. Am 21. Juni ging es erst einmal auf die Insel Usedom ins Seebad Heringsdorf, um dort mit weiteren elf Kollegen den bis September dauernden Bäderdienst im Polizeirevier zu unterstützen. ...
Usedom-Peene-Zeitung gestern (23. Juli):
Anne Hingst leistet Polizeidienst, wo andere Urlaub machen
Polizeimeisterin Anne Hingst packte am 21. Juni in Schwerin ihre Koffer. Urlaub wäre für die 23-jährige Bereitschaftspolizistin so schlecht nicht gewesen, nur muss der noch warten. Erst ging es auf die Insel Usedom ins Seebad Heringsdorf, um dort mit weiteren elf Kollegen den bis September dauernden Bäderdienst im Polizeirevier zu unterstützen. ...
Und auf der Webseite der Polizeidirektion Anklam am 22. Juli:

Polizeimeisterin Anne Hingst erlebt Halbzeit ihres Bäderdienstes auf der Insel Usedom

Polizeimeisterin Anne Hingst packte am 21. Juni 2009 in Schwerin ihre Koffer. Urlaub wäre für die 23-jährige Bereitschaftspolizisten ja so schlecht nicht gewesen, nur muss der noch warten. Erst ging es einmal auf die Insel Usedom in das Seebad Heringsdorf, um dort mit weiteren zusätzlichen 11 Kollegen den bis September dauernden Bäderdienst im Polizeirevier Heringsdorf zu unterstützen. ...

Hier übernahmen zwei Lokalredaktionen fast wortgetreu die Pressemitteilung der Polizeidirektion, ohne auch nur mit einem Wort auf die Quelle hinzuweisen. Verräterisch ist einzig die Bildunterschrift in der OZ: A.F., passt 100-prozentig zu Axel Falkenberg, Polizeipressesprecher.
Die Lokalredaktionen haben verschleiert, dass sie einen Text eines Öffentlichkeitsarbeiters, ganz leicht bearbeitet, übernommen haben. Das ist schäbig gegenüber den Lesern, die dafür Geld ausgegeben haben, hat aber System, zumindest in der Greifswalder Zeitung, wie hier berichtet wurde.

Es ist aber nicht nur schäbig.
Natürlich würden sich die Redakteure herausreden, sie hätten den Text ja bearbeitet, also enthalte er eine eigene journalistische Leistung. Jedoch sind die Änderungen so läppisch gering, dass sie kaum auffallen. Deshalb erinnere ich an den Pressekodex:

Richtlinie 1.3 - Pressemitteilungen
Pressemitteilungen müssen als solche gekennzeichnet werden, wenn sie ohne Bearbeitung durch die Redaktion veröffentlicht werden.

Nachtrag, 26. Juli:

Der Kommentator hat mich indirekt daran erinnert, dass ich durch einen Hinweis auf die Geschichte aufmerksam gemacht wurde. Danke für den Tipp an Hinweisgeber und Kommentator!

2 Kommentare:

  1. sehr schön. liest du eigentlich jeden tag alle oz-regionalausgaben?

    AntwortenLöschen
  2. Ich kümmere mich schon lange nur noch um die Greifswalder und Usedom-Lokalausgabe. Die Rügener Ausgabe war eine Zeitlang schlimm, hat sich aber gebessert. Die Stralsunder ist von beständig besserer Qualität als die beiden von mir beobachteten.

    Greifswald- und Usedom-Ausgabe sind einfach ergiebiger. Es macht also keine Mühe, Eintragenswertes zu finden. Ich habe aber schon überlegt, ob ich mir die Montagsausgaben schenke. Sie sind stets Höhepunkte der Langeweile.

    Doch auch in den beobachteten Ausgaben kümmere ich mich nur um einige Artikel. Niemals lese ich alles. Ich würde darüber einschlafen. Die anderen Lokalausgaben liegen mir zu weit entfernt. Außerdem habe ich eine Menge anderes zu tun. Das OZ-Lesen ist für mich ein langweiliges Geschäft, weil seit Jahren keinerlei Veränderung zum Besseren zu erkennen ist. Deshalb hatte ich schon einmal aufgehört zu bloggen.

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.

Google