21. März 2009

Interviewer blamiert sich, so gut er kann

Mitunter wirkt es peinlich, wenn ein Wessi ein Interview mit einem Ossi führt und das Ergebnis in der OZ, also im Osten, erscheint. An solchen Tagen wird deutlich, wie groß der Fehler aus journalistischer Sicht war, die Mantelredaktion auszugliedern und für die Lübecker Nachrichten und die OZ produzieren zu lassen.
„Ich war schon immer Robin Hood“
Peter Sodann ist Schauspieler, war „Tatort“-Kommissar, jetzt will er Bundespräsident werden.
Er weiß, dass er keine Chance hat. Aber er versucht, sie auf seine Art zu nutzen. ...
Sprachlich Unsinn

Der Interviewer sagt zwar nicht, was er sich unter Demokratie vorstellt, fragt aber danach und macht sich lächerlich:
OZ: Sie sagen, wir haben keine richtige Demokratie. Eine gewagte These.
Was daran gewagt sein soll, kann Sodann nicht erkennen, ich übrigens auch nicht:
Sodann: Die Demokratie funktioniert ja auch nicht richtig, sie schwächelt. Wenn einer eine Million im Monat verdient, und der andere hat nichts zu essen, was ist denn da los? Was hat denn das mit Demokratie zu tun? Und es kann doch nicht sein, dass die Bankmanager in der Krise weich fallen und die Bürger die Zeche zahlen.

OZ: Aber Ihnen ist schon klar, dass ein solcher Satz provoziert?
Wenn der Interviewer das fragt, wird er wohl ein Feigling sein.

Sodann: Wenn wir eine Demokratie haben, dann kann man einen solchen Satz auch äußern. Demokratie ist doch keine feste Sache, sie muss sich jeden Tag neu bewähren. Und da gibt es eben Schwächeleien. Aber wie sehr meine Kandidatur manchen im Magen liegt, kann man schon an Forderungen sehen, „Tatort“-Ausstrahlungen mit mir abzusetzen.

OZ: Bekommen Sie heute Film- und Fernsehangebote?

Sodann: Seit Bekanntgabe meiner Kandidatur bekomme ich gar nichts! Null! Es gibt Absprachen, und dann hat man einfach ein Problem. Das sagt Ihnen niemand, aber ich wüsste sonst nicht, warum mich niemand nimmt, obwohl mich die Leute gerne sehen. ...

Sodann hätte auch anfügen können: "Was soll also das Geschwätz, in D funktioniere die Demokratie."
Tja, das war die Komplettdemontage des Interviewers.

Und dann diese dämliche Frage, die ein Ossi nicht stellen würde, weil die meisten seiner Leser genau wissen, wie es war in der DDR und die das System der Kolonisten in 20 Jahren sehr gut kennengelernt haben:
OZ: War die DDR das bessere Deutschland?

Sodann: Nein, das ist Quatsch. Aber der Westen bekam den Marshall-Plan, und wir bezahlten die Reparationen. ...
Der Interviewer gibt nicht auf:
OZ: Sie halten an der Idee fest, obwohl Sie in der DDR neun Monate im Gefängnis gesessen haben?

Sodann: Aber das hat doch damit nichts zu tun! Ich weiß, dass ich in einer Diktatur gelebt habe, aber eine Idee ist eine Idee! Jesus hat sich für eine Idee ans Kreuz nageln lassen. Wir brauchen Utopien, gerade jetzt brauchen wir sie.

OZ: Ist das nicht eine naive Sicht der Dinge?

Sodann: Aber ist eine naive Sicht denn auch dumm?
Herrlich, wie Sodann den Interviewer vorführt und seine Kleinkariertheit und Voreingenommenheit entlarvt.

1 Kommentar:

  1. Anonym23.3.09

    Für mich ist Herr Sodann ein sehr beliebter Schauspieler. Schade, dass er wegen seiner Kandidatur keinen Filmauftrag mehr erhält. Die Leute sehen ihn gern, das scheint die Filmindustrie hier zu vergessen. Man will eben keine Schauspieler, deren Herz "links" schlägt.
    Dieser Interviewer ist eben eine Pfeife.
    Menschlichkeit hat in dieser verdorbenen Gesellschaft keinen Platz zu haben.
    Herr Sodann hat schon recht, wenn er sagt, dass in Deutschland keine richtige Demokratie herrscht.
    Diese ganze Bankenmisere ist das beste Beispiel dafür. Wie viele Politiker sitzen in den Aufsichtsräten der Banken und sie haben alle nichts gemerkt. Worüber haben sie eigentlich die Aufsicht oder haben sie von Bonizahlungen dicke mitkassiert?
    Oje, armes Deutschland.
    Für mich ist es auch keine Demokratie, wenn einige Millionen und sogar Milliarden scheffeln und andere haben nicht genug zu essen.
    Wie oft sehe ich Menschen, die in Mülltonnen nach etwas Brauchbaren suchen und wenn ich dann sehe, dass auch ältere, sogar Rentner in Abfällen rumstochern, wird mir schwer ums Herz.
    Ob unsere Politiker das überhaupt wissen wollen? Ich glaube nicht und es interessiert sie auch nicht.

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