Ein Land im Abwrackwahn
... Das ganze Land befindet sich in einem kollektiven Abwrackwahn und die Politik hat nicht den Mut, eine sinnlose Subvention zu streichen. Die Abwrackprämie droht nun eine stetige Einrichtung zu werden.
Die französische Regierung verschickte Konsumschecks in Höhe von 200 Euro an Geringverdiener. Die britische Regierung senkte die Mehrwertsteuer. Halb Europa versucht, mit Konsum die Auswirkungen der Finanzkrise zu mildern. Deutschland hingegen ist im Wahlkampf und der Michel hält nicht viel von staatlich subventioniertem Konsum auf Pump – Geringverdiener und Hartz-IV Empfänger (gemeint sind, wie auch weiter unten, Alg 2-Empfänger) kaufen sich eh nur Zigaretten und Alkohol und wer nicht raucht oder säuft, der trägt das Geld in den nächsten Media-Markt, um sich einen neuen Flachbild-Fernseher oder ähnlichen Firlefanz zu kaufen. Solch unvernünftige Handlungen dürfen natürlich nicht auch noch subventioniert werden. Wenn es allerdings um so etwas Handfestes wie ein Automobil geht, ist das etwas anderes. Das weiß in Deutschland jeder Jungspund. ...
Da Spitzen- und Besserverdiener selten eigene Automobile fahren, und wenn, dann meist solche, die jünger als neun Jahre sind, dürfte das Gros der Abwracker den mittleren und unteren Einkommensschichten zugehörig sein. Da in diesen Schichten nur sehr selten größere frei verfügbare Geldsummen vorhanden sind, werden die meisten Abwracker ihre neuen Lieblinge über Kredite finanzieren. Der Autokauf auf Pump, der international durch die Finanzkrise rückläufig ist, wird so im Lande der Automobilbauer neu befeuert. ...
Wenn nun die Abwracker 12.500 Euro fremdfinanzieren lassen, so müssen sie – bei marktüblichen Zinsen und vierjähriger Laufzeit – jeden Monat rund 300 Euro tilgen. Da jeder Euro nur einmal ausgeben werden kann, müssen die stolzen Neuwagenbesitzer das Geld natürlich an anderer Stelle einsparen. Gastronomen, Einzelhändler und Handwerker werden ob der Abwrackprämie noch jubilieren. Aber auch für die Automobilbranche ist dies nur ein Strohfeuer, das den Zeitpunkt des bösen Erwachens lediglich aufschiebt. ...
Unter der Abwrackprämie leiden vor allem die Geringverdiener und Zeitgenossen, die ihr Geld lieber für andere Dinge ausgeben. Wer heute einen Gebrauchtwagen im unteren Preissegment sucht, guckt allzu oft in die Röhre. Der Markt ist größtenteils leergefegt, da viele potentielle Neuzugänge stattdessen in der Schrottpresse landen. Hier entfaltet die Abwrackprämie auch ihre unsoziale Komponente. Während es absolut vernünftig ist, Hartz-IV Empfänger nicht steuerlich subventioniert in eine Schuldenfalle tappen zu lassen, ist es unsozial, das Angebotssegment künstlich leerzuräumen, das für Geringverdiener und Hartz-IV Empfänger in Frage kommt. Natürlich könnte man dies politisch ausgleichen – aber das ist natürlich nicht opportun. ...
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