3. Februar 2009

Was die OZ als Krieg verkauft und damit Krieg beschönigt

Ein OZ-Wirtschaftsweiser schrieb:
Preiskampf im Handel: Butter jetzt 65 Cent
Kampf, meinetwegen.
Aldi, Lidl und Co. senken zum 3. Mal seit Neujahr die Lebensmittelpreise. Die Discounter-Marktanteile steigen.
Der Preiskrieg bei den deutschen Discountern wird heftiger. ...
Sie führen also schon eine Weile Krieg, jedenfalls im Vokabular der OZ, das sie der BILD entlehnt hat:

Krieg ist ein unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt, an dem mehrere planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Ziel der beteiligten Kollektive ist es, den Konflikt durch gewaltsame Kämpfe und Erreichen einer Überlegenheit zu lösen. Die dazu stattfindenden Gewalthandlungen greifen gezielt die körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen an und führen so zu Tod und Verletzung. Krieg schadet so auch der Infrastruktur und den Lebensgrundlagen der Kollektive. ...

Und das sind sind die Waffen, das ist die Gewalt laut OZ:
Mit Preisabschlägen von bis zu 20 Prozent für zahlreiche Produkte von der Butter bis zum Prosecco, von Feinwaschmitteln bis zur Fertigpizza unterbieten sich Aldi, Lidl und Co. Billiger wurden erneut auch Milchprodukte wie Butter oder Yoghurt. So senkten Aldi und Penny den Preis für eine 250-Gramm-Packung deutscher Markenbutter weiter von 73 auf 65 Cent. ...
Es ist der völlig falsche und zugleich verdummende Gebrauch des Wortes Krieg. Indem es als Beschreibung für wechselseitige Preissenkungen verwendet wird, verliert es seinen ursprünglichen Sinn. Das ist furchtbar, denn die Schlussfolgerung lautet doch: Krieg kann nicht so schlimm sein, wenn er mit Preisen geführt wird.

Ich halte die Wortwahl der OZ - und wenn zehn Mal aus Agenturmaterial kopiert wurde - für journalistisch unvertretbar. Welches Wort will die OZ denn für einen Krieg erfinden, wenn es bereits für Preissenkungen entwertet und missbraucht wurde? Krieg wurde von der OZ allein gewählt, um dem Inhalt (Preissenkungen) eine Bedeutung unterzuschieben, die er nicht hat. Ich finde es beschämend, dass Leute, die noch nie in Kampfhandlungen mit Waffengewalt um ihr Leben fürchten mussten, das Wort Krieg so missbrauchen.
Leider haben Redakteure schon öfter militaristisches Vokabular missbraucht.

Hier noch so ein OZ-Kriegsschauplatz, der natürlich keiner ist:
Was noch vor wenigen Tagen als Kanonendonner durch Ostvorpommern grollte, endete am Abend im Plenum des Kreistages mit einem einstimmigen (!) Votum ...

4 Kommentare:

  1. Anonym10.2.09

    Sie haben vollkommen Recht.
    Aber vergleichen Sie mal bitte mit ein paar Artikeln vorher - dort sind Sie empört, dass ein Zitat, in dem eine gewisse Arbeitslosenzahl als "keine Katastrophe" bezeichnet wird, (unkommentiert) in der OZ abgedruckt ist. Es ist aber nun mal, berücksichtigt man gängige Definitionen, keine Katastrophe.
    Da müsste ja im OZ-Blog-Blog stehen "Was der OZ-Blog als Katastrophe verkauft und damit Katastrophen beschönigt" ;-)

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  2. Mir ging es um die Militarismen.

    Ansonsten:
    Katastrophe

    Desaster, Drama, Elend, Fehlschlag, Fiasko, GAU, Heimsuchung, Misserfolg, Niederlage, Ruin, Schlag, Tragödie, Unglück, Untergang, Verhängnis, Zusammenbruch; (geh.): Geißel, Unheil, Verderben; (bildungsspr.): Armageddon, Debakel, Inferno, Waterloo; (ugs.): Reinfall, Schlappe; (salopp): Pleite; (ugs. emotional verstärkend): Super-GAU.
    © Duden - Das Synonymwörterbuch, 4. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]

    oder:

    Ka|ta|s|t|ro|phe die; -, -n:

    Unglück von großen Ausmaßen u. entsetzlichen Folgen.
    Duden - Das Fremdwörterbuch, 9. Aufl. Mannheim 2007 [CD-ROM]

    Ich bleibe deshalb bei der Katastrophe.

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  3. Anonym11.2.09

    Vergleicht man aber mal arbeitslos werden/sein in Deutschland mit arbeitslos werden/sein in z.B. Russland, zeigt sich, dass eines davon weitaus schlimmer ist und somit nur eines davon, wenn überhaupt, die Bezeichnung Katastrophe verdient.

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  4. Ist das nicht relativ?
    Was für den ainen eine Katastrophe ist, kann für den anderen ein schlimmer Zustand sein, aber nicht katastrophal.

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