Michael Seidel neuer Chefredakteur des "Nordkurier"Ich glaube, es interessiert noch viel weniger OZ-Leser, als die Feierlichkeiten zur Inthronisierung des jetzigen OZ-Chefredakteurs. Doch egal, irgendwie musste die Seite voll werden. Die Kopie einer dpa-Meldung machte sich besonders gut, weil sie schnell erledigt ist.
In der Meldung steckt aber Interessantes, das viele Leser nicht wahrnehmen werden, weil sie über das Lesen der Schlagzeile nicht hinauskommen oder die Tragweite nicht erkennen:
... Seidel teilte bei seiner Berufung mit, dass der Kurierverlag GmbH & Co KG (Neubrandenburg) 50 Prozent an der mv:m redaktion gmbh des Zeitungsverlags Schwerin GmbH & Co KG erwerben wolle. Die Tageszeitungen "Nordkurier" und "Schweriner Volkszeitung" wollen künftig eine gemeinsame Redaktion in Schwerin betreiben. Die mv:m-Redaktion habe derzeit rund 20 Mitarbeiter und produziere wesentliche Teile der "Schweriner Volkszeitung". Vom 1. April an wolle der "Nordkurier" Teile dieses Inhalts für sich nutzen.Hier wird vollzogen, was in der OZ schon so ähnlich Praxis ist. In Lübeck produziert eine Redaktion Mantelseiten sowohl für die OZ als auch für die Lübecker Nachrichten. Dadurch werden die Zeitungen natürlich im Inhalt ähnlich, aber was solls, Hauptsache, die Verlage sparen Geld. Oder glauben Sie etwa, mit den Kooperationen wollen die Verlage die journalistische Qualität verbessern? Lächerlich. Dies passiert: Bildlich breitet sich neben dem bestehenden Agentureinheitsbrei ein redaktioneller aus.
Sie als Leser haben nichts davon (überall steht Dasselbe oder Ähnliches), nicht einmal davon, dass die Verlage mit Zentralredaktionen eine Menge Geld sparen können. Erinnern Sie sich bitte: Der OZ Abo-Preis stieg nach dem Aufbau der Lübecker Mantelredaktion.
Zur Ergänzung Ihrer Information habe ich das heute gefunden. Da ich nicht vom Fach bin, eben nur ein Schlaumeier, habe ich den Text - natürlich mit Quellenangabe - hier mal in voller Länge hineinkopiert. Ich bin gespannt auf Ihren Kommentar, obwohl Sie ja eigentlich schon alles "gesagt" haben, was zu diesem Thema zu schreiben ist.
AntwortenLöschenAus: http://www.qualitaet-und-vielfalt-sichern.de/hintergrund/oz_und_ln_in_grevesmuehlen_unter_einem_dach
OZ und LN in Nordwestmecklenburg unter einem Dach
Eine Redaktion für zwei Zeitungen - mit diesem Modell versuchen nun Ostsee-Zeitung (OZ) und Lübecker Nachrichten (LN) in Grevesmühlen, den schönen Schein des Wettbewerbs zu wahren.
Neujahrsbaden in Boltenhagen, in Schönberg werden die Böller von der Straße gefegt, und das „Gesicht des Tages“ darf auch nicht fehlen - der Jahreswechsel fiel für die Leser der Ostsee-Zeitung in Grevesmühlen und Umgebung scheinbar wie gewohnt aus. Aber eben nicht ganz. Wer genau hinschaute, entdeckte Autoren, die bis dato für die vermeintliche Konkurrenz schrieben. Lesern der Lokalausgabe der Lübecker Nachrichten erging es in umgekehrter Folge genauso.
Des Rätsels Lösung findet sich – leider nur klein gedruckt – im Impressum: OZ und LN haben ihre beiden Lokalredaktionen zu einer zusammengelegt, die nun für jedes der zwei Blätter täglich das jeweils passende Menü kochen soll.
Das Rezept ist sattsam bekannt. Nach ähnlichem Strickmuster verfährt der Mutterkonzern Springer auch bei „Welt“ und „Berliner Morgenpost“, die seit Jahren von einer gemeinsamen Redaktion erstellt werden. So lässt sich nach außen der schöne Schein des Wettbewerbs wahren, während hinter den Kulissen gespart wird.
Ganz so weit ist es in Grevesmühlen freilich noch nicht. Mit neun fest angestellten Journalisten und mehreren festen freien Mitarbeitern ist die Summe der Redakteure erst einmal unverändert geblieben. Zuvor zählte die OZ-Lokalausgabe fünf und die der LN vier Redakteure.
Für die Pressevielfalt in Mecklenburg-Vorpommern ist die Fusion allerdings ein weiterer Schlag. Die Region zwischen Schönberg und Boltenhagen war bisher neben Rostock und der Insel Usedom die einzige im Land, wo die Leser zwischen zwei inhaltlich konkurrierenden Zeitungen wählen konnten.
Eins wurde immerhin elegant gelöst: Weder Ostsee-Zeitung noch Lübecker Nachrichten können sich derzeit als Gewinner oder Verlierer der Fusion in Nordwestmecklenburg empfinden. Zwar wurde die Redaktion dem Unternehmen Ostsee-Zeitung zugeordnet, der neue Lokalchef ist aber ein „Lübecker“. Hanno Hannes leitete zuvor die Möllner Redaktion des Blattes, dem mit Nick Vogler wiederum ein Rostocker zur Seite steht. Die beiden bisherigen Leiter der Grevesmühlener Ausgaben haben sich aus der Kreisstadt von Nordwestmecklenburg verabschiedet und wechselten zu anderen Lokalredaktionen.