4. Juni 2008

Kohlekraftwerk: Schon wieder soll Kohlendioxid verpresst werden

Donnerwetter! Die OZ hat gemerkt, dass das Thema CO2-Verpressung auch OZ-Leser angeht. Wenn Sie Hintergrund zu dem Thema, journalistisch hochwertig aufbereitet und damit hochinformativ, lesen wollen, empfehle ich Ihnen diese sog. olle Kamelle, auf die ich bereits Anfang November 2007 hinwies.

Noch drei Hinweise zu den OZ-Texten:

1. Wenn die OZ verkündet:
Dass die Verpressung von CO2 im Untergrund gut funktioniert, beweist der norwegische Ölkonzern Statoil. Schon 1996 begannen die Norweger Kohlendioxid unter dem Meeresboden einzulagern, um die staatliche CO2-Steuer einzusparen.
behauptete dagegen die taz schon am 8. Januar:

Norwegen verbuddelt vorerst kein CO2

Pläne, CO2-Gase unter die Erde zu pumpen, erleben ein Fiasko: Ein norwegisches Pilotprojekt wird gestoppt, ein anderes verschoben. Der Grund: Das Verfahren ist zu teuer.

... In Norwegen werden nun zwei Pilotprojekte erst einmal nicht verwirklicht. Die Ölkonzerne Statoil-Hydro und Shell wollten mit den Projekten demonstrieren, wie das beim Betrieb von Gaskraftwerken freigesetzte Kohlendioxid (CO2) abgeschieden und unterirdisch "gelagert" werden sollte.
...

Also: Woher weiß der Autor, dass in Norwegen erfolgreich CO2 verpresst wird und warum wies er nicht auf das eingestellte und das verschobene Projekt hin?

2. Hat der Autor bei diesem Vergleich auch nur eine Sekunde nachgedacht?:
Relativ weit (Wie weit ist das? Vorsicht, dicker Informationsnebel!) ist die BGR bislang mit den Untersuchungen der Speicherstruktur "Schweinrich" bei Wittstock an der Grenze zu Brandenburg. Allein dort könnten nach Angaben von Gerling 1,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid verklappt werden. Dreimal soviel wie das geplante Lubminer Kohlekraftwerk von Dong Energy innerhalb von 40 Jahren ausstoßen würde.
Sollte das Kraftwerk gebaut und das CO2 bei Wittstock verpresst werden, hieße das doch, Dong müsste eine Druckleitung bauen lassen, die mindestens 130 Kilometer lang ist, um das Kohlendioxid bei Wittstock zu verpressen (da wird nichts verklappt, denn:
Beim Verbrennungsprozess wird das Kohlendioxid abgespalten, dann verflüssigt und unter die Erde gepresst (die Details sind in brand eins 06/2006 nachzulesen: "Was ist eigentlich Clean Coal?").).
Wer glaubt denn im Ernst, dass Dong dazu bereit ist? Klein-Fritzchen, vielleicht!

3. Einen grundsätzlichen Mangel an Gymnasialwissen offenbarte der Schreiber, über dessen Text ausgerechnet das Wort Info, gemeint ist Information, stand:

Welche Gesteinsschichten kommen als CO2-Speicher infrage?

Von den meisten Forschern auf dem Gebiet der CO2-Abspaltung wird eine Lagerung in tiefen Sedimentschichten favorisiert. Alternativ kann das Treibhausgas auch in alte Erdgaslagerstätten gepumpt werden ...
Aha, in Sedimentschichten oder in ausgebeuteten Erdgaslagerstätten (Warum nicht in Erdöllagerstätten? Der Autor bleibt eine Antwort schuldig.).

Lagerstätten von Kohlenwasserstoffen sind grundsätzlich an poröse Gesteine gebunden. Sie müssen aber vor allem durchlässig sein; schließlich gibt es auch geschlossene Poren. Aus geschlossenen Poren bekommt nicht einmal der Autor etwas heraus, hinein bekommt er auch nichts.
Speichergesteine für Gas und Öl sind Sandsteine, Kalke (besonders Riffkalke) und Dolomite und dass sind nun einmal Sedimentgesteine. Es gibt also in diesem Fall keinen Unterschied zwischen Sedimentgesteinen und Speichergesteinen für Erdöl/Erdgas.

Natürlich sind die Poren aller Gesteine in der Erdkruste gefüllt, z.B. mit Wasser. Diese Füllung muss verdrängt werden, wenn das CO2 hinein soll.

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