8. Februar 2008

Steinkohlekraftwerk: Irrationales

Die Pressestelle der Ringstorff-Regierung hat mir bestätigt, der Ministerpräsident habe auf einer Tagung des Wirtschaftsrats der CDU gesagt,

dass die Kritik mittlerweile teilweise irrationale Züge annehme. Er bezieht sich dabei vor allem auf die von Gegnern des Kraftwerkes verbreitete Aussage zur Erwärmung des Boddens und zu den beschworenen negativen Auswirkungen auf die Umwelt, die bei Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen nicht eintreten können.
Die Einhaltung der Grenzwerte ist aber Voraussetzung für eine Genehmigung.

In der Meldung der Nachrichtenagentur dpa/mv hieß es:

Dagegen sei das Steinkohlekraftwerk in Lubmin ein Beitrag zum Klimaschutz, da es die Abschaltung alter Kraftwerke in Deutschland möglich mache. Die befürchtete Erwärmung des Greifswalder Boddens durch das Kraftwerk werde geringer ausfallen als beim stillgelegten Kernkraftwerk, betonte Ringstorff.

Wie ist es möglich, dass Ringstorff so etwas von sich gibt, wenn doch Dong Energy in den Antragsunterlagen mitteilt, dass der Investor "mit erheblichen Auswirkungen des Kraftwerksbaus auf die Umwelt rechnet"?
Wieso fragt Ringstorff den Investor nicht, was genau damit gemeint ist? Wieso weigert sich der Ministerpräsident, die Einwohner vor den erheblichen Auswirkungen zu schützen?

Wiederum muss ich anmerken, dass Ringstorff auch das Gutachten des WWF nicht zur Kenntnis nehmen will. Er wüsste sonst, dass der Investor nur mit falschen oder unvollständigen Zahlen die Grenzwerte einhalten kann. Ob Ringstorff dabei die Nähe von Schutzgebieten berücksichtigt hat, bleibt fraglich.

Ich berichtete ausgiebig über Gutachten und Stellungnahme.
Zur Erwärmung des Boddens verweise ich auf die Stellungnahme Dr. Vaters (geben Sie oben links in die Suchmaske "faselte" ein). Es ist bedrückend, dass der sog. Landesvater auf die Klugheit der Landeskinder verzichtet.

Selbst wenn die Grenzwerte eingehalten würden - das Gefasel von Grenzwerten ist Quark! Jede Belastung der Natur hat negative Folgen, auch wenn der ehemalige Naturwissenschaftler das nicht wahrhaben will.
Es kann doch nicht darum gehen, die Natur in einer Ferienregion bis an die Grenze des Möglichen zu belasten (das bezeichnet einen Grenzwert), sondern allein darum, die Umwelt zu verbessern.

Natürlich denkt nach Ringstorffs Aussage auch der Träger des alternativen Nobelpreises, Prof. Michael Succow, irrational, wenn er warnt, das geplante Kraftwerk verstoße gegen alle ökologische und ökonomische Vernunft.
Was sagen die 100 Wissenschaftler der Universität Greifswald dazu, dass ihre Kritik als irrational abgetan wird? Ich kopiere ihre Stellungnahme in dieses Blog.

Doch Ringstorff hat während der Tagung noch ein sog. Argument für den Kraftwerksbau genannt:

Zudem sei der Export von Energie ein lukratives Geschäft.

Das hätte er nicht zu betonen brauchen; es geht einzig und allein ums Geld. Doch ist damit in Zukunft so viel Geld zu machen? Hier zwei Hinweise:

Regierung sieht keine Stromlücke

Die Präsidenten des Bundesamts für Strahlenschutz und des Umweltbundesamts haben gegenüber der FTD Warnungen der großen Stromkonzerne zurückgewiesen: Mit dem Atomausstieg drohe keine Lücke in der Stromversorgung. Sie nennen die Gründe. ...

Troge warnte die Unternehmen davor, trotz der neuen Bedingungen durch den Emissionshandel an der alten Technik zentraler Kondensationskraftwerke festzuhalten. "In Deutschland lohnen sich künftig nur Kraftwerke, die auch dezentral die Abwärme nutzen. Darauf müssen sich alle einstellen, die weiter profitabel investieren wollen." ...

Der Präsident des Umweltbundesamts, Andreas Troge, betonte, dass mit dem Ausstieg auch im nächsten Jahrzehnt keine Stromlücke drohe. "Es wird keine Probleme geben, wenn sich alle an das Klima- und Energieprogramm der Bundesregierung halten, das eine starke Steigerung der Energieeffizienz vorsieht", sagte Troge. "Falls allerdings die Erzeuger die Verbesserung der Effizienz und den Transport des Stroms aus erneuerbaren Energien bewusst verzögerten, können sie Probleme provozieren."
...

Was das Geldverdienen mit Strom aus Kohle betrifft, erinnere ich auch hieran:

Hier wird versucht mit den Mitteln der Vergangenheit in der Zukunft Strom zu produzieren. Wir können den Damen und Herren schon heute bestägigen, dass Sie hier Investitionsruinen errichten, die in der na hen Zukunft wieder abgeschaltet werden müssen, da sie mit keinem sinnvollen Klimaschutz in Einklang gebracht werden können.

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