8. Januar 2008

Steinkohlekraftwerk: Ferienregion drohen Algenpest und Gestank

Prof. Helmut Klüter, Geograph an der Universität Greifswald notierte u.a. zum Thema

Veralgung als Folge der Ausbreitung von erhitztem Kühlwasser

Das Kohlekraftwerk möchte 135.000 m³ Kühlwasser pro Stunde einleiten. Das sind etwa 90 m³/sec und 10 m³/sec mehr als das Kernkraftwerk mit 3000 MegaWatt seinerzeit einleitete. ...
In Trockenzeiten reicht die Wasserzufuhr des Peenestroms nicht aus, um die Kühlwassermengen aus dem geplanten Kraftwerk hinreichend zu durchmischen.

Dieser Vergleich ist insofern problematisch, als die Wasserverhältnisse in der Ostsee nicht mehr dieselben wie vor einem Vierteljahrhundert sind. Aufgrund der Überdüngung durch die Landwirtschaft und anderer Faktoren reichen heute offenbar relativ geringe Wassererwärmungen aus, um ein Wuchern von Algen und Wasserpflanzen zu verursachen. Die schwedische Ostseeinformationszentrale dokumentiert dies in ihren Jahresberichten.

2006 waren die Schären um Stockholm besonders betroffen. Problematisch ist die Situation auch im Süden der Ostsee.
Das Wuchern der Unterwasservegetation vor dem südschwedischen Seebad Trelleborg (nur 90 km vom Greifswalder Bodden entfernt) wurde offenbar durch sehr kleine Mengen an Wärmezufuhr begünstigt. Der mehrere Quadratkilometer große Unterwasserrasen ist so dicht, dass er die Antriebe von Fährschiffen beschädigt. Im Sommer liegt der Gestank verfaulender Biomasse oft tagelang über Trelleborg.

Bisher ist völlig unklar, wie nach der Fertigstellung des Lubminer Kraftwerks eine Entwicklung des Greifswalder Boddens nach dem Trelleborg-Szenario verhindert werden soll.
Um den Greifswalder Bodden und die Küste Usedoms vor möglichen Wucherungen der Unterwasservegetation zu schützen, muss eine ca. 40 km lange Kühlwasserpipeline in Richtung Bornholmer Becken gebaut werden.

Eine weitere Referenzregion für die Ostsee vor Lubmin und Usedom ist der Rigaer Meerbusen. Im Seebad Jurmala kann man zeitweise den Algengestank, der Usedom nach der Wasseraufheizung durch das Kohlekraftwerk drohen könnte, bereits heute genießen. Auch die Kosten, die die Algenberäumung am 33 km langen Strand verursacht, können an Jurmala studiert werden. Dies könnte auf die 50 km Strand von Usedom hochgerechnet werden. Außerdem ist Jurmala ist ein interessantes Beispiel dafür, wie der Tourismus vom Strand in das Stadtinnere verlagert werden muss (Livu Aquapark, Events, Verkauf von billigem Alkohol an Norweger und Schweden usw.).

Morgen erfahren Sie auf dieser Seite, was Prof. Klüter zum Thema Naturschutz notierte.

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