30. Juni 2006

Es ist kein Gold und glänzt nicht einmal

„Es bewegt sich was“
berichtete die Mantelredaktion auf der Deutschlandseite:

... Der Abbau sozialversicherungspflichtiger Jobs wurde erstmals seit fünf Jahren gestoppt.
Wie lange wird es dauern, bis der Stand von vor fünf Jahren wieder erreicht ist? Ach ja, vor fünf Jahren gab es auch schon Arbeitslose. Die Quote betrug 18,3 Prozent.

... Die anhaltende Entspannung auf Mecklenburg-Vorpommerns Arbeitsmarkt führte das Geschäftsführungsmitglied der Regionaldirektion Nord, Jens Regg, vor allem auf saisonale Effekte und erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung zurück.
... und vielleicht darauf, dass immer noch Arbeitsfähige aus M-V auswandern?

... Während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im ostdeutschen Schnitt um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging, stieg sie im Nordosten um 0,3 Prozent auf 491 700 Stellen.
Das sind 1473. Was das für Stellen sind, erfuhr ich auch:

Branchen mit dem stärksten Beschäftigungszuwachs waren unternehmensnahe Dienstleistungen, das verarbeitende Gewerbe sowie das Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen. Das Bau- sowie Kredit- und Versicherungsgewerbe wiesen dagegen deutliche Arbeitsplatzverluste auf.
Welche sind die besser bezahlten Arbeitsstellen, die mit Arbeitsplatzverlusten oder die mit Zuwachs?

Im Kommentar zum Thema

Arbeitsmarkt
2 : 1
von JAN EMENDÖRFER las ich:

Deutschland muss heute gewinnen! Schon wegen der Konjunktur.
Die Fußballeuphorie hat im Juni die Kauflaune auf ein Rekordhoch getrieben. Und es gehen nicht nur Flachbildschirme, Beamer und Fanartikel gut. Der Konsum brummt generell. Höhere Nachfrage, mehr Produktion, neue Arbeitsplätze. Dieser Dreiklang ist die Begleitmusik der WM. ...
Die große Koalition muss jetzt beherzt notwendige Reformen(Gesundheit) in Angriff nehmen, damit der Schwung nicht ins Abseits pendelt.
Dazu gibt es Gegenmeinungen:

Die monatliche Schönrederei des Arbeitsmarktes ist unerträglich

... Der stellvertretende Vorsitzende Rolf Hocke hatte gegenüber dem Erwerbslosen Forum Deutschland im Januar des Jahres schriftlich erklärt, dass im Rahmen der Fußball-WM ausschließlich sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen werden. „Die Realität sieht anders aus. So werden Touristenbegleiter, Fahrgastbegleiter und Straßenreinigungskräfte im Rahmen der WM als billigste Arbeitskräfte missbraucht. Dies ist ein Skandal angesichts der hohen Gewinne durch die WM. Hier zeigt sich für uns, wo die wahren Mitnahmementalitäten zu finden sind. Es sind die Profiteure dieser Arbeitsgelegenheiten, die neben den billigsten Arbeitskräften auch noch satte Zuschüsse durch die Bundesagentur für Arbeit erhalten. Dies sind Gewinne, die normalerweise nur im horizontalen Gewerbe zu erzielen sind“

Bremst das Tempo!

Gesundheits- und Föderalismusreform überfordern selbst das interessierte Publikum, ihre Folgen sind noch nicht abzusehen. Grund genug, sie jetzt nicht übers Knie zu brechen ... Offensichtlich verstehen aber auch die Abgeordneten, die heute zur Föderalismusreform und bald zur Gesundheitsreform die Hand heben sollen, nicht mehr davon als der durchschnittliche Zeitungsleser. Und das ist entschieden zu wenig. ...
Es ist ein politisches Paradox: Je unsicherer und unklarer die Auswirkungen von Großprojekten, desto wahrscheinlicher wird ihre Umsetzung - solange die ohnehin Einflussreichen davon profitieren. In diesem Fall ist das zum Beispiel die große Koalition. Sie muss irgendetwas mit dem Namen "Reform" vorweisen, damit die Leitartikler endlich schreiben und die Leitredner im Fernsehen sagen, Angela Merkel erhöhe das "Reformtempo". "Tempo" wird hierbei zum Wert an sich. Tempo als solches verheißt schon Effizienz, Entscheidungsfreude und Disziplin. ...

Arbeitsmarktzahlen vom Juni: Kein Grund zum Feiern oder: Die Arbeitsmarktstatistik entzaubert

...Allerdings ist die ganze Politik derzeit auf „Mut machen" angelegt und kommt aus der Angst, daß ohne eine gewaltige Kaufwelle alles in 2007 unter dem Druck der Mehrwertsteuererhöhung wieder zusammenbrechen wird. Leider übernehmen die deutschen Medien diese künstliche Positivsicht auf den Arbeitsmarkt, ohne die Fakten zu hinterfragen oder auch nur einen Blick auf die Beschäftigungsentwicklung um Deutschland herum zu werfen. Wo bleibt der seriöse Journalismus eigentlich?

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