Den Schwamm nicht ausgedrückt

Es ist schon seltsam: Vor wenigen Tagen wurde wie in jedem Monat in den Lokalausgaben die Zahl der Arbeitslosen genau genannt. Doch heute las ich in der Usedom-Peene-Zeitung unter der Schlagzeile:

Sozialagentur plant stärkere Kontrollen

... „Wir haben zwei Mitarbeiter, die mit Hausbesuchsdienst und Bedarfsprüfung befasst sind. Bisher haben die Kollegen 555 Hausbesuchsdienste durchgeführt.“ ...

Wieder ganz genau geschrieben, heute von Tom Schröter. Übrigen verzichtete auch dieser Autor, darauf hinzuweisen, dass der Alg- 2 Betroffene keinerlei Mitwirkungspflicht bei einem Hausbesuch hat.
Doch dann wurde es im übertragenen Sinne schwammig:

„In einigen Fällen haben wir festgestellt, dass zum Beispiel Angaben zu den Bedarfsgemeinschaften nicht in Ordnung waren oder Wohnungsgrößen nicht sauber angegeben wurden“, so Rabe. „Dann
werden Verrechnungen vorgenommen und Anträge überarbeitet.“ ...

Warum nannte der Autor nicht die Zahl der Missbräuche? Warum berichtete er nicht, um wie viele Euros die Agentur betrogen wurde und stellte die Zahl ins Verhältnis zur Summe aller gezahlten Gelder? Das ist eine journalistisch schwache Leistung, zumal der Agentur-Leiter gesagt hatte, dass die Beträge verrechnet worden wären.

Aber solche Zahlen passen nicht ins Bild vom schmarotzenden Arbeitsscheuen, der jede Gelegenheit zum Betrügen nutzt. Es passt auch nicht zu den sog. explodierenden Kosten, von denen auch in der Heimatzeitung monatelang schwadroniert wurde, ohne nachzufragen, ob das stimmt.

Wann endlich werden die Leser über den Alg 2-Missbrauch durch die Argen und Sozialagenturen aufgeklärt? Wann endlich berichtet die Zeitung, wie und wann die Mitarbeiter dazu gebracht werden, unanfechtbare Bescheide auszustellen? Geübt haben die Mitarbeiter eineinhalb Jahre; das muss reichen.
Wann erfahren die Leser, wie die Verwaltungen es schaffen wollen, alle Widersprüche zu bearbeiten, die mindestens ein halbes Jahr alt sind?