8. Mai 2006

lupes Lesetipp

In den Nachdenkseiten fand ich ein Interview, dass ich meinen Blog-Lesern sehr empfehle:
Christoph Werth: Die Wahrnehmung der Bürger ist im realen Leben eine völlig andere, als die, welche sie von den etablierten Medien präsentiert bekommt.
Einige Auszüge:

Die Wahrnehmung der Bürger ist im realen, sozialen Leben eine völlig andere, als die, welche sie von den etablierten Medien präsentiert bekommen. Dies führt dann zu einer wachsenden Entfremdung und Distanz und letztlich zu einer Politik- und Demokratieverdrossenheit - wobei sich die Verdrossenheit auf die Art bezieht, mit der die Demokratie real praktiziert wird, und nicht auf die Demokratie als Staatsform an sich. ...

Welche Auswirkungen werden diese Differenzen zwischen persönlicher Wahrnehmung und medialer Präsentation auf die Zivilgesellschaft haben?

Es wird ähnliche Auswirkungen wie im Ostblock vor 1989 haben. Dort gab es die zensierten Medien der Partei, die alles schön gezeichnet haben. Und dann gab es das, was in den Medien nicht vorkam, was die Bürger aber am eigenen Leibe erlebt haben. ...
Viele Sachverhalte werden verschwiegen, kommen also in der öffentlichen Debatte gar nicht vor. ... Das ist nun auf lokaler wie überregionaler Ebene so. Allerdings hat man auf der lokalen Ebene oft nur Einzeitungskreise und nicht die Möglichkeit, in anderen Publikationen nachzusehen, was jetzt eigentlich fehlt. Wenn Zeitungsmonopolisten die lokale Politik ständig schön schreiben, werden die Schattenseiten nicht beleuchtet. Diesem Informationsdefizit wäre nur durch Herstellung von Gegenöffentlichkeit zu begegnen. ...

Die Weltsicht: „Wenn es der Wirtschaft gut geht, ist auch alles andere in Ordnung“ ist ja gerade ein Bestandteil der PR-Arbeit von Wirtschaftsinteressenverbänden wie der INSM oder der dubiosen Kampagne „Du bist Deutschland“. ... Die Öffentlichkeit wird durch solche Parolen derart benebelt, dass dadurch auch der Primat der Politik ausgehebelt wird. Entscheidungen werden nicht mehr politisch getroffen, man fragt sich nicht mehr, „was wollen wir eigentlich?“, „in welcher Gesellschaft wollen wir leben?“, “„welche soziale Ordnung wollen wir?“ - man fragt nur noch „was ist das Interesse der Wirtschaft?“.

1 Kommentar:

  1. Anonym13.12.09

    "Es wird ähnliche Auswirkungen wie im Ostblock vor 1989 haben".

    Ja, das denke ich auch, denn irgendwann haben die Menschen genug von Lug und Betrug. Es geht doch nur noch um Verwurstung und Ausbeutung.

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