29. April 2006

Peinlich: Meldung mit sachlichen Fehlern

In der Wochenendbeilage fand ich diese irreführende Meldung mit sachlichen Fehlern, die allerdings auch andere Zeitungen veröffentlichten:
Bohrung im Pazifik
US-Forscher sind bei Bohrungen im Ostpazifik in eine zuvor unbekannte Schicht der Erdkruste vorgedrungen. Dem Team um Douglas Wilson von der Uni in Santa Barbara gelang es, sich durch die oberen Lagen der Erdkruste 1,5 Kilometer tief in eine nun entdeckte Gabbro-Lage durchzuarbeiten. Sie liegt direkt unter dem Meeresboden (Nein, 1,4 Kilometer darunter!) und besteht aus grobem, reinem Lavagestein, das sich einmal aus erkalteter Magma gebildet hatte. dpa
Wer erkaltetes Magma in reinen Basalt verwandeln kann, dem wird es auch gelingen, Stroh zu Gold zu spinnen.

Gabbro ist ein hartes, kompaktes, grobkörniges magmatisches Gestein plutonischen Ursprungs - das Gestein ist also tief im Erdinneren entstanden. ... Gabbro findet sich vor allem in der ozeanischen Erdkruste, seltener auch in der kontinentalen. Er bildet sich durch das langsame Abkühlen basaltischen Magmas in meist mehr als fünf Kilometer Tiefe, wobei oft Plutone (ausgedehnte Massen Tiefengestein) entstehen.

Basalt ist ein vulkanisches, meist schwarzes Gestein ... Alle Ozeanböden bestehen aus Basalt. Sie sind Teil der unteren Erdkruste, meist bedeckt von mächtigen Meeressedimenten. Entlang der weltumspannenden mittelozeanischen Rücken steigt die Lava empor und erzeugt durch die erkaltende Gesteinsschmelze neuen Ozeanboden zwischen auseinanderweichenden tektonischen Platten.

In der Süddeutschen steht richtig:
Nun ist es im Pazifik erstmals gelungen, eine komplette Erdschicht, die obere Kruste, zu durchstoßen. 1,4 Kilometer unter dem Ozeanboden hat die Bohrspitze sich in das Gabbro-Gestein gegraben, eine Lage von
erkaltetem Magma. ... Wie ein internationales Forscherteam in in Science (online) berichtet, haben sie nach sechs Monaten Bohren die obere Erdkruste durchstoßen und sind 100 Meter in die untere Kruste, die Gabbro-Schicht vorgedrungen. Zum Erdmantel fehlen nun noch zweieinhalb Kilometer. ... Dass ausgerechnet im Pazifik der Vorstoß in die Unterkruste gelang, liegt an der hohen Driftgeschwindigkeit der dortigen Cocos-Erdplatte. Das Magma wird hier relativ schnell nach dem Ausquellen weggeschoben, so dass keine allzu dicke Kruste entstehen kann.
Hier zeigt sich, dass ein Redakteur nicht allein zum Finden einer Schlagzeile und zum Kürzen des Textes angestellt ist, sondern prüfen muss, ob der Text sachlich richtig ist - auch wenn die Meldung von einer Naschrichtenagentur geliefert wurde. Für die Agentur ist es natürlich noch peinlicher.

Frage: Warum steht es in der Süddeutschen richtig?

2 Kommentare:

  1. Anonym6.5.06

    Weil die sich einen Redakteur mit geologischen Kenntnissen leisten können und wollen, die OZ den jedoch wegen anderer Unkenntnis und Nörgelei rausschmeißt..

    Daher!

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  2. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die OZ jemanden wegen Unkenntnis und Nörgelei hinauswerfen würde oder könnte.

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