29. September 2005

Von den Siegern lernen heißt falsches Deutsch lernen

Wie weit sich der Greifswalder Lokalchef Reinhard Amler dem süddeutschen Sprachgebrauch angepasst hat, belegt sein Bericht
Ärger um Baugebiet in Eldena.
Auf dieser Grundlage bräuchten Bauherren den Bau ihres Einfamilienhauses nur anzeigen.
Nun musste ich mir doch einen Duden besorgen, um meine Auffassung zu bestätigen:

brauchte / bräuchte: Da der Konjunktiv II der regelmäßigen Verben keinen Umlaut hat, sind die Formen bräuchte, bräuchtest usw. (statt: brauchte, brauchtest usw.) nicht standardsprachlich. Der (vor allem südd.) Gebrauch der umgelauteten Formen entspringt wohl dem Bestreben, den Konjunktiv II vom gleich lautenden Indikativ Präteritum abzuheben.
Amler ist nicht allein mit seiner Anpassung an die Sprache derer, die nach der Wende aus dem (Süd-)Westen kamen und alle entscheidenden Positionen in Universität und in Verwaltungen besetzten. Doch man kann von den allwissenden Siegern auch falsches Deutsch lernen, wie dieses Beispiel zeigt.
Beinahe hätte ich vergessen: Wer brauchen ohne "zu" gebraucht, braucht brauchen überhaupt nicht zu gebrauchen. Doch wenn ein Lokalchef das große Ganze im Blick behalten muss, kommt es auf solche Kleinigkeiten nicht an.

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