9. September 2013

Gedoubeltes und 90% = 96% = 100%

Es ist typisch OZ (und viele andere Medien), sich daran dreispaltig hochzuziehen, dass der Bonze Steinbrück erpresst worden sein soll, wichtige Nachrichten jedoch mit Kurzmeldungen oder gar nicht abgetan werden.

Besonders zeigt sich die Qualität des Blättchens, wenn es fünfspaltig auf einer Seite festberichterstattet, heute über den Presseball:
Hier nur der Bratwurst-Vorspann:
Schiffe zogen auf der Warnow vorbei.
Dunkelrot ging die Sonne hinter den Booten
unter. Es roch förmlich nach Urlaub als die
900 Gäste des Presseball die
Yachthafenresidenz Hohe Düne erreichten.
Das mit dem Bratwursttext darunter ist eine einzige Zumutung für Leser, die für ihr Geld Informationen aus der Zeitung erwarten. Bemerkenswert war die Ankündigung auf der Titelseite:
 und diese Bildunterschrift:
In beiden Fälle wurde Ersatz fürs Original geboten.
Und das passt hervorragend zur OZ, denn sie bietet ebenfalls viel Double-Journalismus, Journalismusersatz, haufenweise Kopiertes.

Was ich mit Double-Journalismus meine, habe ich oft beschrieben. Hier ein Zitat eines anderen Bloggers, das genau auf die OZ passt:
Die Polizei ermittelt nicht nur in eigenen Dingen, sie übernimmt auch die Berichterstattung über ihre Arbeit selbst. Journalistische Fragen spielen im Transfer jedenfalls nur selten eine Rolle, wie man am gepflegten Schlagwort von der “wachsenden Gewalt gegen Polizisten” sehen kann.
Hier ist die OZ ebenfalls mit vielen anderen Medien im Bunde:
Syrien-Einsatz, Euro-Krise, NSA-Affäre. Es gäbe immens wichtige Themen in diesem Wahlkampf. Der aber dreht sich um eine Pkw-Maut für Ausländer, die nie kommen wird, und um die Halskette von Angela Merkel. Hier läuft etwas falsch, sagt der Journalist Stephan Hebel. ...

Auch hierüber nichts im Blättle:
Gerade erst mit dem Geld der Steuerzahler gerettet, erarbeiten die Banken neue Strategien, um ihren reichen Kunden die Steuerhinterziehung zu ermöglichen. Die Entlarvung von Steuerflüchtlingen wie Amazon und Total macht begreiflich, wie die tiefen Löcher in Europas Staatskassen entstehen konnten. ... 
Hier als ein Beispiel Informationen, die OZ-Leser nicht kennen, die stattdessen in der Titelgeschichte erfahren:
Einmal abgesehen davon, wen das interessiert, hat erneut ein Mathegenie berechnet, 96 Prozent sind gleich 100 Prozent. Kommt nicht so drauf an, wenn geschönschriftelt wird.
Und dann sind auch noch 90% = 96% = 100%, denn im Text steht:
43 Prozent der Bürger (Gemeint sind die befragten Bürger) fühlen sich in MV wohl, 47 Prozent sogar sehr wohl. 
Mich interessierte, warum sich Leser so etwas gefallen lasen und dafür auch noch bezahlen.

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