3. Mai 2013

Auf einem Niveau mit BLÖD

Was die OZ heute auf der Blickpunktseite verscheuert, ist Leserverblödung, die allerdings schon auf der Titelseite beginnt:
Deutschland siegt? Das ist so behämmert wie einst "Wir sind Papst". Hier soll wieder eine Wir-Gefühl erzeugt werden, sollen bildlich Brüste patriotisch schwellen und von den harten Tatsachen ablenken - und doch wird entweder der FCB oder der BvB siegen und das Preisgeld erhalten, nicht Deutschland. Die OZ bedient niedere Instinkte, und das auch noch, wo es nichts zu bedienen gibt.

(Das Niveau hat sich dem der BLÖD-Zeitung angeglichen.)

Doch auf der Blickpunktseite kommt es schlimmer:
Deutschland gewinnt
Das Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Borussia Dortmund spiegelt die Kraft des Landes.
Eine Fußballspiel spiegelt die Kraft Deutschlands? Hatte der Unterzeilenschmied irgendetwas genommen, was seinen Geist benommen machte?

Die Kraft des Landes? Darauf muss erst mal jemand kommen, z.B. angesichts der Aufmacherfoto-Montage mit dieser Bildunterschrift:
Lewandowski ist Pole, Robben Niederländer - Deutschland siegt.
Wer die Galerie der Spieler durchsucht, wird noch etliche ausländische Spieler finden - Deutschland siegt.
Ähnlich ist die Mannschaft des BvB zusammengesetzt.
... Der Ausländeranteil der deutschen Fußball-Bundesliga liegt mittlerweile bei über 50 Prozent. ...
Solche Details stören jedoch nur beim Jubeln.

Noch schlimmer wird es im Text:
... Es ist einfach, eine Analogie zwischen deutscher Politik und deutschem Sport zu ziehen. Denn nicht nur die Wirtschaft brummt, auch den deutschen Profivereinen geht es so gut wie nie. Als einziges großes europäisches Land weist die Bundesrepublik einen Haushaltsüberschuss auf. Ähnlich gut steht die Liga da ...
 Die Wirtschaft brummt? Wie brummt denn z.B. das Wachstum? Es gibt in D. fast keines:
... Trotz des äußerst schwachen Wachstums in diesem Jahr scheint für die Wirtschaftsinstitute alles zum Besten zu stehen: Die Zinsen seien niedrig, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen gut, die Auslandsnachfrage würde sich dementsprechend beschleunigen, der Arbeitsmarkt sei robust, die privaten Konsumausgaben würden steigen, der Preisauftrieb sei gering und – das Wichtigste – der Staatshaushalt sei ausgeglichen.Eigentlich müsste die Konjunktur geradezu explodieren. Warum aber dann nur ein Wachstum von 0,8 %? ...
Obwohl die prognostizierte Wachstumsrate für Deutschland nur leicht über einer wirtschaftlichen Stagnation liegt und europaweit weiterhin eher eine rezessive Tendenz vorhergesagt wird, lehnen unsere Marktgläubigen politische Maßnahmen zur Konjunkturstabilisierung ab. ... 
Oder:
Die Wirtschaftskrise in Euroland hat den Kern erreicht. Neben Frankreich schwächeln auch die Niederlande, Finnland und Belgien. Selbst Deutschland dürfte 2013 nur ein Mini-Wachstum von 0,4 Prozent schaffen, heißt es in der Frühjahrs-Prognose der EU-Kommission. Dabei war Brüssel bisher immer zu optimistisch ...
Das Blättle hat nicht einmal drauf, dies zu berichten.

Schuldenkrise:

Ein Rechenfehler, der Deutschland teuer zu stehen kommt


Die OZ jubelt lieber und verbreitet Unsinn:
... Ein beeindruckendes Ergebnis, das in Europa nur von der englischen Premier League (2,5 Milliarden Euro) übertroffen wird. Und das mit einem Kurs, der nicht das Schulden-Machen in den Fokus rückt, um mit geliehenen Milliarden die weltbesten Spieler zu kaufen. Stattdessen mussten deutsche Vereine solide wirtschaften. So wie es auch Angela Merkels (CDU) Ideal der schwäbischen Hausfrau entspricht. ...
Solch ein sinnloser Vergleich ist typisch für die ahnungslosen, mit riesigen Scheuklappen ausgestatteten  Jubilierer des Blättles. Wer einen Staat mit einem Unternehmen gleichsetzt, hat nicht alle Tassen im Schrank. Es wird nicht mehr lange dauern, dann können auch OZ-Redakteure nicht mehr umhin aufzuschreiben, dass das schwäbische Brauchtum die Finanzkrise verschlimmert hat. Dann wird nicht die Wirtschaft brummen, sondern die Schädel der Jubilierer, weil sie dann aus ihrem Schönschreibwahn geweckt werden. Das allerdings wird erst geschehen, wenn massenhaft, also unübersehbar, Agenturmaterial zum Verwursten vorliegt. So war das schon 2008, als die OZ mitten in der Krise immer noch die Märchen der Politmarionetten verbreitete.

Noch solch ein Quatsch:
... Zudem warnen Experten davor, den Erfolg auf dem Platz mit der Politik zu verknüpfen.  ...
1. Was haben die Autoren denn gerade geschrieben? Haben Sie nicht genau das getan, wovor Experten warnen?
2. Wozu braucht jemand Experten, um zu erkennen, dass der Profifußball aus Unternehmen besteht? Ist das im Blättle noch immer nicht angekommen, oder musste es verdrängt werden, um wie besoffen jubeln zu können?
Irgendwo las ich, dass niemand auf die Idee käme, den Weltmeisterschaftssieg der spanischen Nationalmannschaft mit der spanischen Politik oder Regierung in Verbindung zu bringen. Dabei ist das die Nationalmannschaft, bestehend aus Spaniern, im Gegensatz zu den Bundesligaklubs.

Geht Pleite oder werdet PR-Büro.

1 Kommentar:

  1. Ich kenne zwar die OZ nicht, aber unter dem Strich sind die lokalen Schmierblätter sowieso alle gleich und ich lache mich hier wirklich rund - "Geht Pleite oder werdet PR-Büro." - you made my day - der Spruch passt auch auf 90 % der "lokalen Presse" - mit Journalismus hat doch der Schnulzenkram schon lange nichts mehr zu tun.

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