20. April 2012

Manipulieren durch weglassen

Auf der Landeseite darf ein Arbeitgebervertreter den Mangel an Fachkräften bejammern und darf die SPD-Sozialministerin Politgewäsch absondern, was Stammleser des Blogs nicht verwundert.
Kein Nachwuchs: Firmen buhlen um die Alten
Das ist schon einmal Stuss, denn es gibt sehr wohl Nachwuchs. Ein Teil des Nachwuchses wandert jedoch ab, dorthin, wo es bessere Arbeitsbedingungen und Verdienstmöglichkeiten gibt. Und das ist nicht das Armenhaus D.s.
Geburtenknick und Abwanderung führen zu freien Stellen. Die Wirtschaft muss Anreize für ältere Mitarbeiter schaffen.
Mecklenburg-Vorpommern verliert (möglicherweise, oder auch nicht) bis 2030 fast ein Drittel seiner bislang etwa eine Million Erwerbstätigen und das ruft in der Wirtschaft des Landes zunehmend Besorgnis hervor. „Immer mehr Unternehmer erkennen das Problem. Wir müssen Anreize schaffen, dass die jungen Leute im Land bleiben und auch dafür sorgen, dass ältere Arbeitnehmer lange leistungsfähig bleiben“, sagte der Präsident des Arbeitgeberdachverbandes VUMV, Hans-Dieter Bremer, gestern auf der 4. Demografietagung der Wirtschaft ...
Darüber wird nun schon seit Jahren geschwafelt, doch so gut wie nichts getan. Lese ich: Wir müssen, weiß ich, dass so schnell nichts passieren wird.

Dieser Satz ist jedoch der Hammer:
Die geringen Geburtenzahlen nach 1990 hätten dazu geführt, dass im Nordosten jährlich etwa 14 000 Menschen mehr in Rente gehen als junge Menschen auf den Arbeitsmarkt nachrücken.
Da vor und nach dem Satz ein Absatz eingeschaltet wurde und danach die Ministerin schwadronieren darf, kann ich den Satz niemandem zuordnen. Egal, wer das absonderte, startete eine Verblödungsversuch durch weglassen, und die OZ half, ihn zu vervielfältigen, um ihn Ihnen zu verkaufen.

Wieder einmal wird nämlich nicht (vom Teaser abgesehen, dort aber nur mit einem Wort) erwähnt, welches der Hauptgrund für den Mangel ist, wenn es ihn denn tatsächlich geben sollte. Der Hauptgrund ist die seit 22 Jahren nicht endende Abwanderung.
Hunderttausende junge Leute wurden indirekt des Landes verwiesen, weil entweder keine Arbeit oder schlechte oder schlecht bezahlte Arbeit vorhanden war und ist. Unter denen des Landes Verwiesenen waren rund 145000 Frauen, davon wohl die meisten im gebärfähigen Alter. Hätten sie die Kinder im Armenhaus D.s geboren, gäbe es heute ausreichend Schüler, Lehrlinge, Studierende und junge Arbeitskräfte, allerdings nur unter besseren Arbeitsverhältnissen. Genau das ist der Hintergrund, der allzu gern vertuscht wird.

Zwei Jahrzehnte lang haben viele Unternehmen die Beschäftigten auf Teufel komm raus ausgebeutet. Das funktioniert in manchen Branchen nicht mehr, und genau deshalb ist das Gejammer unter Unternehmern groß.
Statt zu jammern und wir müssen zu quaken sollten sie endlich anständige Löhne zahlen, anständige Arbeitsbedingungen bieten. Wer das nicht will oder kann, wird sein Unternehmen früher oder später schließen müssen.

Die Ministerin hatte dies zu bieten:
... Sie kündigte den Einsatz von Gesundheitsberatern (in Unternehmen) an.
Die soll wer bezahlen? Fragen Sie die OZ oder die Ministerin.
Im Herbst solle das Programm starten. In dem Netzwerk sollten Arbeitnehmer, Gewerkschaften, Krankenkassen und Dienstleister zusammenarbeiten.

3 Kommentare:

  1. Anonym20.4.12

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  2. Anonym20.4.12

    Bezahlen sollen die Krankenkassen. Aber nicht, damit irgendwas bei den Beschäftigten ankommt. Das machen die Krankenkassen nämlich schon längst so. Die Ministerin braucht nur Geld (es ist wohl zusätzlich auch noch EU-Projektgeld abgreifbar) um weitere Mitarbeiterstellen bezahlen zu können. Ich frage mich allerdings, was die ganzen Beamten im SozMin so den ganzen Tag tun. Die Krankenkassen wurden alle in andere Bundesländer wegfusioniert, in der Rentenversicherung genauso. Da fragt man sich so langsam, wozu MeckPomm überhaupt noch ein SozMin braucht. Die Musik spielt doch eh woanders.

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  3. Anonym20.4.12

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