17. März 2012

Einige Anmerkungen zu einem entlarvenden Interview

Eine Mantelredakteuren hat ein gutes, weil entlarvendes Interview zum Thema Geflügelhaltung abgeliefert, das meine Bedenken gegen den Verzehr Geflügelfleisch vergrößert hat. Danke.

Einige Anmerkungen dennoch dazu:
... OZ: Der Antibiotika-Einsatz in der Hähnchenmast brachte Ihre Branche stark in Misskredit. Warum ist der Arzneiverbrauch so hoch?
Drechsel: Vor 20 Jahren galt es als korrekt, Tiere sofort zu behandeln, wenn sich Infektionen anbahnten. Es gibt Tierhalter, die noch nach altem Wissen mit zu viel Antibiotika arbeiten.
Heute ist verboten, prophylaktisch Antibiotika einzusetzen. Es ist wie an der roten Ampel: Fahren bei Rot ist verboten — doch es gibt Kraftfahrer, die es trotzdem tun und hoffen, nicht erwischt zu werden. Solche schwarzen Schafe wollen wir nicht.
...
Ein paar schwarze Schafe? Das ist die übliche Abwiegelei, die sich die Autorin gefallen ließ. Nicht nur in NRW erhalten fast alle Tiere Antibiotika, auch in M-V, stand in der OZ. Dann müssten fast alle Tiere in ihren paar Lebenswochen Krankheiten durchgemacht haben. Guten Appetit!
Fast alle Geflügelzüchter/mäster sind schwarze Schafe. Fakt ist doch: Sie kommen ohne Antibiotika nicht aus. Damit hätte die Autorin Drechsel konfrontieren müssen.
OZ: Teilen Sie die Besorgnis von Tier- und Verbraucherschützern?
Drechsel: Nein. Dass kranke Tiere mit Medikamenten behandelt werden, bedeutet ja nicht, dass das Fleisch Antibiotika enthält. Denn die sind abgebaut, bis das Tier geschlachtet wird. ...
Das wurde an knapp 500 Tieren von Millionen geschlachteten getestet.
Dazu wiederhole ich mich:
Selbst wenn keine Antibiotika nachgewiesen wurden, ist damit die Resistenz-Gefahr keineswegs gebannt, denn es können Keime auf dem Fleisch resistent geworden sein. Kann auch das ausgeschlossen werden? Wurde auch das geprüft? Ich las dazu nichts im Artikel.  
Jetzt wird es gruselig:
OZ: Stimmt es, dass jedes zweite Küken getötet wird?
Drechsel: Bei Masthähnchen nicht, da werden weibliche und männliche Küken aufgezogen und als Broiler verkauft. Legehennen aber sollen Eier legen, das tun Hähne nun mal nicht. Die männlichen Küken der Legerassen werden getötet.
OZ: Warum werden sie nicht aufgezogen und als Broiler verkauft?
Drechsel: Das rechnet sich nicht. Legerassen sind fürs Eierlegen gezüchtet. Ihre Hähne sind zu klein, wachsen zu langsam, sind also als Fleischlieferanten wenig geeignet.
Er  meint natürlich: sind ungeeignet.
OZ: Was geschieht mit den Hahnen-Küken? Werden sie wirklich zerhäckselt?
Drechsel: Dafür gibt es tierschutzkonforme technische Geräte. Zum Teil wird Gas eingeleitet, meistens aber wird der Mousser verwendet, eine Art Häcksler.
OZ: Was passiert mit den Resten?
Drechsler: Sie werden verfüttert, oft als Hundefutter oder in Zoos.
Ich hoffe nur, niemand kommt auf die Idee, mich, die Autorin oder Drechsel durch einen Häcksler zu jagen, falls wir uns nicht mehr rechnen sollten. Aber der Vergleich hinkt wohl bildlich.
Aber was steht das zu im Tierschutzgesetz? Das erlaubt das Häckslen, wogegen sich z.B die Stiftung Vier Pfoten vergeblich ausgesprochen hatte:
§10 Ermächtigungen 3.
Die Ausnahme der Betäubungspflicht vor der Tötung für Geflügel ist ersatzlos zu streichen.
Begründung:
Eine Tötung von Wirbeltieren ohne vorherige Betäubung ist nicht mit dem Tierschutz vereinbar und widerspricht §1 (2) und (3), da erhebliche Schmerzen und Leiden zugefügt werden.  
In der OZ ging es so weiter:
OZ: Ist das ethisch vertretbar?
Drechsel: Ja. Die Tiere werden getötet, aber als Futter für andere Tiere genutzt. Andere Tiere sterben, damit der Mensch Nahrung hat. Die Bibel rechtfertigt, dass der Mensch sich die Welt untertan und Tiere und Pflanzen dabei nutzbar macht.
Hoho, die Bibel; wer wagte da Gegenrede? Guter Trick, finden Sie nicht auch.
OZ: Gilt das auch für Anlagen mit bis zu 400 000 Tieren?
Drechsel: Ja, das sind vernünftige wirtschaftliche Einheiten mit vertretbarer Umweltbelastung. Dort werden erstklassige Lebensmittel produziert, die billiger sind als in den meisten Ländern der Welt. Das ist ein Erfolg. Bei uns können sich Experten jederzeit überzeugen, dass es den Tieren gut geht. ...
Auch unangemeldet, jederzeit? Auch mit der Autorin als Beobachterin und Berichterstatterin? Das wage ich zu bezweifeln.

Oben war von 400000-er Anlagen die Schreibe. Im Hintergrundtext stand:
In Mecklenburg-Vorpommern besitzt Wimex u.a. ... in Neukloster bei Bad Doberan mit 850 000 Masthähnchen und 140 000 Elterntieren. ...

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