13. März 2012

Alle Risiken den Fans

Ich erinnere an die Titelgeschichte der OZ, mit der sie sich als Werbeblättchen für den FC Hansa Rostock und seine sog. Fananleihe hervortat. Ich hatte vor dem Kauf der Papiere dringend gewarnt und darauf hingewiesen, dass jene, die tatsächlich solche Anleihen kaufen, mit einem Totalverlust rechnen müssen, dass sie also dem Fußballclub im schlimmsten Fall Geld spenden.
Heute berichtete die OZ lang und breit:
Rettungsschirm für Hansa: Rostock plant Millionen-Hilfe
Heute reicht der Klub die Lizenz-Unterlagen ein. Die Stadt will mit viel Geld einspringen. ...
Falls es dazu kommen sollte, frage ich mich, ob die Rostocker das hinnehmen, denn es bedeutet ja wohl, dass die Stadt früher oder später an anderen Stellen weniger Geld ausgeben kann.
Die Finanzspritze bedarf der Zustimmung der Bürgerschaft und wäre auch nur ein Teil des Maßnahmenpakets, mit dem die Hansestadt ihr sportliches Aushängeschild retten will.
Häh, sportliches Aushängeschild in der Drittliga? Auf solch ein Schild könnte ich als Rostocker verzichten.

Das ist geplant:
So soll ein teilweiser Erlass der Steuerschuld (! Probieren Sie das mal mit dem Finanzamt.) in Höhe von 4,5 Millionen Euro mithelfen, die Existenz des hoch verschuldeten Klubs zu sichern. Anfang des Jahres hatte Methling angeregt, dass die Stadt sich in die vereinseigene Stadiongesellschaft einkaufen könnte (OZ berichtete). Zudem sei der Erwerb des Nachwuchstrainingszentrums in Rostock geplant, erklärte der OB. Der Kaufpreis soll bei 600 000 Euro liegen.
Die Rostocker müssen es ja haben.
Dazu passend:
Hansas Gesamtetat, derzeit rund 15 Millionen Euro, würde sich im Falle eines Abstiegs halbieren. Trotzdem will der Klub in der 3. Liga schwarze Zahlen schreiben. „Wir planen einen Gewinn von etwa 200 000 Euro“, erklärt Hofmann. 
Übrigens bliebe noch der Zins für die Fananleihen, fünf Prozent, im Oktober fällig. Allerdings muss der Club nicht einmal die Zinsen zahlen, wenn er mangelnde Liquidität nachweisen kann. Das dürfte wohl leichtfallen.

Es ist schon ein Ding, dass der FC Hansa im Internet immer noch für die Anleihe wirbt.
Hier können Sie das Papierchen zeichnen, falls Sie gern Geld zum Fenster hinauswerfen. Im Wertpapierprospekt sind ab Seite 22 die Risiken für den FC Hansa dargelegt worden. Es sind 28 Risiken.

Zu den Risiken für die Anleihekäufer gehört im besten Fall der Verzicht auf die Zinsen, im schlechtesten Fall (Seite 38/39):

Aber nicht nur das: Anleihebesitzer können das Papier nicht verkaufen, da es an keiner Börse gehandelt wird, also höchstens Kumpels andrehen, denen sie eins auswischen wollen.

Der Besitzer hat kein Kündigungsrecht. Jetzt zurückgeben? Is nich.

Falls der FC Hansa pleitegeht, haben Anleihekäufer keine Sicherheiten, nichts, keinen Cent. Zu schlechter Letzt ist das Geld auch durch keinen Einlagensicherungsfonds geschützt.

Summa summarum: Alle Risiken hat der Käufer.
Dafür wagt der FC Hansa immer noch zu werben.
Und dafür hat die OZ im Juli 2011 per Titelgeschichte geworben.

1 Kommentar:

  1. Anonym13.3.12

    Verkaufsschlager im Deutschland: Rettungsschirme® !

    Bald sind wir auch Weltrettungsmeister ©

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